Duelle, die alle Rekorde brechen
1922, das Jahr ohne deutschen Fußballmeister, ist vor allem für HSV-Fans unvergessen. Der Hamburger SV und der 1. FC Nürnberg treffen sich in Leipzig zum Titelkampf. Was folgt, ist ein wütendes Duell mit gemeinen Fouls, Verletzungen und Platzverweisen für Nürnberg. Schließlich wird das Spiel nach 294 Minuten reiner Spielzeit unentschieden abgebrochen, und der Deutsche Fußball-Bund entscheidet. Er erklärt den HSV zum Sieger, weil die Nürnberger ihre Platzverweise selbst verschuldet und so schließlich zum Abbruch geführt hätten. Die Entscheidung wird gerichtlich bestätigt, aber der HSV verzichtet auf den Titel. Das Hauen und Stechen geht als längstes Fußballspiel der Bundesliga in die Geschichte ein.
Noch weitaus länger dauert 2010 die Begegnung zwischen dem US-Amerikaner John Isner und dem Franzosen Nicolas Mahut in Wimbledon. Der auf Weltranglistenplatz 23 gesetzte Isner und der auf Platz 149 stehende Mahut treffen sich in der Erstrundenbegegnung am 22. Juni um 18.08 Uhr zum Aufschlag. Drei Stunden später wird das Match wegen Dunkelheit abgebrochen.
Am nächsten Tag geht es um 14.05 Uhr weiter – für einen Sieg werden zwei Spiele Vorsprung gebraucht. Um 17.45 Uhr setzen die beiden den ersten Rekord mit dem längsten Match in der Geschichte Wimbledons. Kurz darauf fällt die Anzeigetafel bei einem Stand von 47:47 aus, und um 21.13 Uhr wird das Match erneut wegen Dunkelheit abgebrochen.
Am dritten Tag kommt es schließlich nach nur einer Stunde und fünf Minuten zu einem Sieg Isners, obwohl er selbst sagt, dass der Sieg beiden gebühren würde. Die Schläger der Kontrahenten werden später in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen.
Isner und Mahut, die sich in diesen drei Tagen in die Herzen der Fans gespielt haben, gehen am Rande des Zusammenbruchs, aber mit diversen Rekorden vom Platz.
Sie haben mit elf Stunden und fünf Spielzeit das längste Match hinter sich, den längsten Satz (mit 491 Minuten allein schon länger als das bisher längste Match), mit 183 die meisten Spiele innerhalb eines Matches und die meisten Asse eines Spielers in einem Match. 122 Asse hat Isner verbucht, und Mahut hat es auf 103 gebracht.
Verglichen damit hatten es die Spieler des längsten Pokerturniers der Welt deutlich bequemer. Zwar weiß keiner genau, wie viele Männer im Endeffekt im „Bird Cage“ in Tombstone, Arizona in dem von 1881 an nonstop für acht Jahre, fünf Monate und drei Tage ausgetragenen Spiel zu den Karten gegriffen haben, aber so manche von den Namen leben noch heute als Legenden weiter. Wyatt Earp, Doc Holliday und andere berühmt-berüchtigte Gestalten sollen in einem versteckten Raum mitgezockt haben, während barbusige Damen tanzten und Whisky in Strömen floss. Allein der Einstieg ins Spiel soll 1000 US-Dollar gekostet haben. Da haben es die Pokerspieler von heute deutlich einfacher. Sie können bequem von überall aus in ein Spiel einsteigen, ohne dass es Kugeln hagelt oder die Fäuste fliegen.
Köpfchen und eiserne Nerven über mehr als ein Jahr (wenn auch mit Unterbrechungen) wurden bei einem ganz anderen Zweikampf gefordert. Die russischen Schachgrößen Anatoly Karpow und Garry Kasparow gingen mit ihrem Weltmeisterschaftsduell 1984/1985 in die Geschichte ein. Im September machten sie die ersten Züge. Fünf Monate später brach der Fide-Präsident das Spiel mit der Begründung ab, die Spieler seien erschöpft. Vor allem Kasparow, der nach 48 Spielen gerade gegenüber dem führenden Karpow aufholte, protestierte. Am 3. September wurde die Begegnung schließlich fortgesetzt, und nach weiteren 24 Spielen ging der erst 22 Jahre alte Kasparow schließlich am 9. September 1985 als Sieger hervor.
Was wirklich zum Abbruch des Matches geführt hatte, wurde nie geklärt, aber Verschwörungstheorien gab es viele.
Insgesamt fünf Mal kämpften Karpow und Kasparow miteinander um den Weltmeistertitel – auch dies ein Rekord in einer bahnbrechenden professionellen Rivalität.
Doch ob Sieger oder Verlierer, sie alle bleiben unvergessen.