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Nachspielzeiten-Spektakel in Ottensen: „Ein Auf und Nieder der Gefühle“

Es gab viele Szenen in den Strafräumen beider Seiten. Foto: Mathias Reß

Ein „gutes Oberligaspiel“ hat man vor der Partie FC Teutonia 05 gegen unseren SC Victoria Hamburg in Ottensen erwartet. Und ein gutes Oberligaspiel gab es. Während die Teutonen nach der Begegnung noch lange mit den Entscheidungen des Schiedsrichters haderten, wusste unser Coach Marius Ebbers im anschließenden Gespräch mit der Presse noch nicht so ganz, das Geschehene für sich einzuordnen: „Selbst mit ein paar Minuten Abstand, weiß ich noch nicht, wie ich das Spiel einschätzen soll. Ich bin zwiegespalten.“ Schlussendlich gab es nach dem Abpfiff an dem 2:2 Endergebnis aber nichts mehr zu rütteln. Insgesamt mussten, wegen der Nachspielzeiten in beiden Durchgängen, dafür aber 99 Minuten gegangen werden, in denen sich beide Teams jede Menge abverlangten.

Flügelflitzer Julian Schmid traf mit dem Pausenpfiff. Foto: Mathias Reß

Nach einer im Offensivspiel etwas stärkeren Anfangsphase der Hausherren, konnten auch wir die Partie gänzlich für uns annehmen. So verbuchten die Teutonen zwar nach 25 Minuten ein bis dahin größeres Chancenplus für sich, doch dann begann auch unsere Zeit im Spiel nach vorne, als Marc Lange die Kugel nur knapp über die Latte köpfte. Anschließend kamen die Gastgeber zwar noch einmal durch Gerrit Pressel, dessen Schuss unser Keeper Dennis Lohmann mit einem atemberaubenden Reflex um den Pfosten lenkte (36.), gefährlich vor unseren Kasten aber auch unsere Männer erspielten sich durch Dennis Bergmann (30., 34.), Tom Wohlers (38.) Timo Stegmann (44.) und Marc Lange (44.) sehr gute Abschlusschancen. Dabei ließ Stegmann beispielsweise den Ball durch einen wuchtigen Freistoß direkt auf das Lattenkreuz krachen. Wie Anfangs bereits erwähnt: Eine gute Unterhaltung wurde geboten. Selbst als alle damit rechneten, dass es sogleich in die Pause gehen sollte, fielen noch zwei Tore. Dabei gingen die Teutonen durch Leon Kroiß per Kopfballtreffer nach einem Eckball in Führung (45.+1). Psychologisch gesehen ein denkbar unglücklicher Zeitpunkt für uns, einen Gegentreffer zu fangen. Aber da wurde die Rechnung ohne unsere Männer gemacht. Mit der allerletzten Aktion flankte Alexander Borck den Ball von rechts durch den Strafraum bis zur gegenüberliegenden Seite zu Julian Schmid. Dieser legte sich das Leder zurechtlegte und zog aus 18 Metern ab. Da die Pille noch abgefälscht wurde, senkte sie sich unhaltbar ins lange Eck zum 1:1 Ausgleich (45.+3). Direkt mit dem Beginn des Torjubels griff Schiedsrichter Florian Pötter schließlich zur Pfeife und bat die Teams zum Pausentee.

Platzverweis für Teutonia

Vincent Boock (vorne) sah die Ampelkarte. Foto: Mathias Reß

Nach dem Seitenwechsel kamen beide Mannschaften wieder hochmotiviert aus den Katakomben. Dennoch gelangen ihnen hüben wie drüben lediglich Halbchancen, bis es in der 58. Minute erneut im Kasten klingelte. Und wieder waren es die Teutonen, die auf ihrem heimischen Grün, dieses Mal durch Nick Gutmann, in Führung gingen, als dieser kurz vor dem Kasten in eine Hereingabe von Pressel rannte und die Kugel zum 2:1 über die Linie drückte. Die alte Führung war wiederhergestellt. Und nur kurz darauf, in der 62. Minute, gab es schon den nächsten Höhepunkt des Spiels. Nämlich doppeltes Gelb und somit eine Ampelkarte für T05-Kicker Vincent Boock. Erst packte der Akteur vor unserer Trainerbank ein taktisches Foul gegen Schmid aus, was aber aufgrund einer Vorteilsituation noch nicht geahndet wurde, und dann legte er auf der anderen Seite des Feldes, abermals taktisch, unseren Stürmer Ian-Prescott Claus. Zwischen diesen beiden Vergehen lagen zwar schon einige Augenblicke, jedoch gab es zwischendurch noch keine Spielunterbrechung. So kam es dann, dass der Referee Boock für sein erstes taktisches Foul gelb zeigte und direkt auch für das zweite Taktische die zweite Verwarnung aussprach, was in der Folge eine Ampelkarte bedeutete. Die Aufregung auf Seiten der Gastgeber war deshalb sehr groß, was uns jedoch nicht zu interessieren hatte. Wir waren nun ab der 62. Minute in Überzahl, was wir natürlich zu unserem Vorteil nutzen wollten.

Wieder in der Nachspielzeit

Alexander Borck (vo.) trumpfte wieder mit zwei Scorerpunkten auf. Foto: Mathias Reß

Da die Teutonen aber, wie in Hamburgs Amteurfußballkreisen bekannt, ebenfalls über eine sehr große Qualität verfügen, brachen sie trotz des Platzverweises nicht wirklich ein. Deshalb lief die Partie auch in der letzten halben Stunde weiterhin so ziemlich auf Augenhöhe, wobei wir dem Gegner allerdings in etwa eine Nasenlänge voraus waren. So kam es, dass uns in der Nachspielzeit der ersehnte Ausgleich gelang, als Yannick Siemsen nach einem Freistoß das Spielgerät von der Grundlinie so scharf vor das Gehäuse brachte, dass Teutonen-Schlussmann Yannick Zummack die Kugel lediglich in die Zentrale vor die Füße von Borck abwehren konnte, der dann gekonnt aus elf Metern zum 2:2 Endstand traf (90.+1). „Ich weiß nicht genau, wie ich das einschätzen soll“, sagte unser Trainer Marius Ebbers der Presse mit folgender Erklärung: „Einerseits bin ich zufrieden, weil wir bei einer sehr ambitionierten Mannschaft einen Punkt geholt haben. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass da auch mehr hätte drin sein können. Genauso hätte es aber auch zum Ende hin aus unserer Sicht noch mal 2:3 stehen können. Also ein Auf und Nieder der Gefühle.“ Letzten Endes haben sich die Mannschaften einen anschaulichen Oberligakampf geliefert, bei dem das Ergebnis sicherlich nicht das Ungerechteste war.



AUTOR: Mathias Reß