, , ,

Vicky`s U17 zeigt enorme Disziplin – Sie könnte bis nach China laufen

Eine Einheit! Foto: SCV

Der Spielbetrieb ruht seit einer gefühlten Ewigkeit. Niemand weiß so richtig, wann es wieder weitergeht. Da ist es vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die nicht mal eben mit ihren Teamkameraden kicken, geschweige denn trainieren können, teilweise fast schon eine Kunst, sie bei Laune zu halten und sie trotzdem zum Einzeltraining zu bewegen. Anders jedoch bei der U17 (Jahrgang 2004) des SC Victoria Hamburg. Denn diese Jungs schaffen es seit Monaten, sich selbst durchgehend zu motivieren, um erstaunliche Leistungen zu bringen. Das ist auch der Grund, weshalb ihr Trainer Ata Anat zurecht sehr stolz auf seine Mannschaft ist und aus dem Loben nicht mehr herauskommt. Immerhin weiß er jetzt, dass er mit seiner Truppe sogar bis nach China laufen könnte, wenn es darauf ankommt.

So werden die Laufeinheiten „getrackt“. Foto: SCV

Während des ersten Lockdowns hielten sich die Victorianer der U17 noch an kleinen Aufgaben (Challenges) fest. Seit Beginn des zweiten Lockdowns wird sich aber viel mehr auf ein individuelles Training konzentriert. Die Spieler erhalten seit November ihre Trainingspläne, die Laufübungen und Einheiten für die Ballbehandlung beinhalten. Bei der Ballbehandlung wird mit der Coerver-Coaching Methode gearbeitet. Das ist ein bekanntes Technik-Training aus Holland, wofür die Nachwuchskicker Videos bekommen. Außerdem stellt ihnen ihr Athletik-Trainer Jonas Christiansen Intervall- sowie Ausdauertraining und vor allem auch Sprinteinheiten zusammen. All diese Übungen „tracken“ (bedeutet: Einheiten digital festhalten) die Jungs. Hinzu kamen über eine webbasierte Athletik-App (www.stammplatzgarantie.de) Kraft- und Stabilisationsübungen. Dafür gibt es digitale `Acht-Wochen-Pläne´, die die Spieler selbst immer wieder aktualisieren können. Dabei sehen sie beispielsweise ihre eigenen Fortschritte. Zudem verfolgen die Trainer auch die körperliche Entwicklung in Bezug auf das Gewicht und die Größe.

Selbstverständlich ist es so, wie eigentlich überall, dass der eine etwas mehr und der andere etwas weniger leisten kann. „Wir Trainer achten aber nie darauf, welcher Spieler sich mit seiner Leistung auf dem ersten Platz befindet“, stellt Ata Anat klar. „Sowas gibt es bei uns nicht. Nehmen wir als Beispiel die Läufe, werden dabei immer nur die gesamten Kilometer des ganzen Teams gewertet. Und dabei muss ich betonen, dass wirklich Jeder bis zum Anschlag so viel Leistung bringt, wie er nur kann.“ Klar sei aber, dass es bisher natürlich auch mal den ein oder anderen gab, der eine Phase durchlebte, in der er nicht so viel leisten konnte. „Aber selbst diese Spieler haben sich dann wieder von selbst berappeln können, sind aufgestanden und haben weitergemacht“, so der Coach.

Eine unglaublich gute Laufleistung

Das gute Training wird sich bestimmt auszahlen. Foto: SCV

Was die die kompletten Übungseinheiten betrifft, kann man vor der Mannschaft nur den Hut ziehen. Respekt gebührt ihrer Leistung, ihrer Motivation, ihrer Disziplin, ihrer Stärke, ihrem Ehrgeiz und ihrer Zuverlässigkeit. Mittlerweile hat die Mannschaft beispielsweise 7.001,39 Kilometer an Laufleistung getrackt. Was in etwa der Strecke von Hamburg nach China entspricht. Wenn ihr Trainer auf die Trainingsleistung seiner Jungs angesprochen wird, spürt man sofort den Stolz, den er in sich trägt: „Ich habe in über 20 Jahren Amateur- und Leistungssport keinen besseren Beweis für so eine krasse Selbstdisziplin, Eigenmotivation und Teamgeist erlebt! Wie sie ihre Übungen ausführen, wie sie teilweise sogar eigene Ideen entwickeln und wie intensiv und qualitativ hochwertig sie trainieren, ist auf jeden Fall eine ganz große Nummer. Selbst im höchsten Leistungssport würden viele Jugendliche gar nicht auf diese Ideen kommen, genau solche Trainingseinheiten für sich selbst zu konzipieren, wobei sie die Ballbehandlung mit kognitiven Fähigkeiten verbinden. Ich komme dabei nicht aus dem Staunen heraus und kann nicht mit dem Loben aufhören, weil ich das so in der Form einfach nicht kenne.“

Die Eltern sind stolz auf ihre Schützlinge

Für die Spieler gibt es nur das Miteinander. Foto: SCV

Auch die Eltern sind von ihren Schützlingen begeistert. „Der aufgebrachte Ehrgeiz und die Motivation `Corona-Trainingseinheiten´ draußen und `Work-Out´ drinnen weiter regelmäßig durchzuführen, fand ich erstaunlich und freut mich sehr“, berichtet Matthias Wenner, Vater von Rechtsverteidiger Ole. „Für mich ist das eine große Freude, zu sehen, wie die Trainervorgaben und die eigenen freiwilligen Trainingsmaßnahmen umgesetzt wurden. Sogar eigenes Equipment wurde angeschafft. Einfach super!“ Auch Johannes Höcker, Papa von Tiziano (einer der Team-Kapitäne), der selbst noch in der Oberliga als Torhüter zwischen den Pfosten steht (HSV Barmbek-Uhlenhorst) ist begeistert von der Leistung seines Sohnes und dessen Teamkameraden: „Der Ehrgeiz war und ist während der Corona-Zeit immer hoch. Das finde ich schon klasse, dass die Jungs sich auch gegenseitig motivieren, sich ihre Trainingsutensilien aufbauen und die vom Verein vorgegebenen Challenges durchgezogen haben. Egal ob es Übungen im eigenen Kraftraum oder Einheiten im Garten sind. Der Ehrgeiz bleibt dauerhaft hoch. Das finde ich echt gut.“ Auch, dass das gesamte Miteinander so super funktioniert, stimmt den Vater von Tiziano sehr positiv: „Mich freut das, dass mein Sohnemann und seine Kumpels so eine Disziplin entwickelt haben. Das zeigt die guten Charaktere des Teams und der Trainer. Das ist alles sehr homogen. Ich finde das super, dass das so läuft.“ Zudem ist er sich sicher, dass die Spieler dadurch auch über den Sport hinaus etwas für sich mitnehmen können: „Ich glaube schon, dass Tiziano und die Jungs durch ihre entwickelte Motivation etwas für das Leben dazugelernt haben. Das wird ihnen helfen, immer positiv und motiviert zu sein und auch in schwierigen Zeiten Lösungen zu finden und nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken.“

Spieler Franchesco: „Harte Arbeit zahlt sich aus“

Aus Sicht eines Spielers erklärt Linksverteidiger Franchesco Palacios die erbrachten Leistungen während des Lockdowns wie folgt: „Ich motiviere mich, zu trainieren, um die Mannschaft zu unterstützen und etwas zum Aufstieg beizutragen. Wir alle wollen oben mitspielen und deshalb trainieren wir hart. Denn harte Arbeit zahlt sich immer aus! Ich bin sehr glücklich darüber, ein Teil so einer Mannschaft zu sein. Viele Teams und Spieler haben schon aufgegeben, doch wir ziehen alle zusammen unsere Einheiten durch, wie es eine Mannschaft tun sollte. Auch die Trainer sind eine große Unterstützung. Sie versuchen, das Beste aus uns rauszuholen. Sie motivieren uns und wollen aus uns gute Menschen und Fußballspieler machen.“

Zu dieser echt tollen Truppe gehören neben den bereits genannten Tiziano H., Ole W. und Franchesco P. auch ihre Mitspieler Torben B., Phil O., Mika K., Tom S., Simon P., Maxi H.R., Deniz A., Julius P., Erik H., Emir K., Marcello K., Constantin O., Luis L., Paul T., Elwin N., Brandon W., Nathaniel Y., Lars L. sowie Jasper H. Euch allen soll an dieser Stelle mal gesagt sein, dass nicht nur eure Trainer sondern der ganze Verein stolz auf euch ist. Echt schön, dass ihr den Sport so liebt und lebt. Macht weiter so!





AUTOR: Mathias Reß